Innovation ist keine Frage der Grösse

Innovation in der Praxis

Innovation ist keine Frage der Grösse

16. Januar 2024 agvs-upsa.ch – Mit Duga Hoti, Jonathan Herzog und Henning Schröder sprachen drei Experten über die nötigen Freiräume, welche in Betrieben und Unternehmen nötig sind, um Innovationen möglich zu machen.
Jürg A. Stettler

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Duga Hoti, Gründer und CEO von Flux Mobility AG, machte zu Beginn des Podiumsgesprächs klar: «Man muss, wenn man innovativ sein will, nicht immer vom Kunden ausgehen. Es gilt zwar zu überlegen, was die Kunden wollen, aber man muss sich trotzdem gleichzeitig überlegen, wie die Mobilität der Zukunft unabhängig davon aussehen soll.» Bei seinem Unternehmen, das leichte Nutzfahrzeuge elektrifiziere, habe er in den letzten drei Jahren mit sehr harter Arbeit und Leuten, welche die berühmte Extrameile gehen, Innovationen vorantreiben können. «Zudem haben wir keine Altlasten wie die grossen OEM. Wir können uns voll auf die Zukunft fokussieren», nennt Hoti einen weiteren Vorteil des Winterthurer Start-ups. «Zudem haben wir in der Schweiz die richtigen Leute für Innovationen.»

Jonathan Herzog, Chief Commercial Officer der Sauber-Gruppe, meinte auf die Frage von Moderatorin Maria Victoria Haas nach seinem Erfolgsrezept: «Man muss ein bisschen verrückt sein, nur dann ist man wirklich erfolgreich. Wir Menschen sind grundsätzlich skeptisch, aber wir müssen diese Skepsis ablegen, um innovativ zu werden.» Um Innovationen in der Garage oder an einem Rennauto zum Tragen zu bringen, sei auch Mut wichtig, denn Angst töte Innovation. Und Henning Schröder, Head Group Technology der Aebi Schmidt Gruppe sowie Verwaltungsrat der Flux Mobility AG, ergänzte: «Die Kosten im Entwicklungs-, aber auch im Herstellungsprozess müssen bei Innovationen im Fokus bleiben, denn die Kunden werden nicht bereit sein, jeden Preis zu zahlen. Auch ein konkreter Nutzen für Kunden ist entscheidend. Und auf diesem Weg gehen schon viele Ideen verloren.»

Doch wie lassen sich – auch in Garagen und im Alltag - Innovationen fördern? «Das hat unglaublich viel mit der Fehlerkultur zu tun. Wenn man dies immer gleich mit Scheitern verbindet, werden die Mitarbeitenden zwar noch Ideen haben, aber diese nicht mehr äussern», so Henning Schröder. Für ihn ist Scheitern o.k., aber man müsse als Team daraus lernen. Er gibt zu: «Ich mache täglich ebenfalls hunderte Fehler, aber am Ende des Tages hoffe ich einfach, dass ich mehr gute als schlechte Entscheidungen getroffen habe.» Jonathan Herzog vom F1-Team Sauber ergänzt: «Um Fehler zu machen, muss man auch etwas ausprobieren. Wir geben bei Sauber die Richtlinien vor, aber lassen eben auch Freiheiten. Haben wir uns für eine Lösung entschieden, gehen wir als Team voran, das ist ebenfalls sehr wichtig.» Duga Hoti und sein Unternehmen setzen zudem auf ein Sitzungsverbot am Mittwoch. «Denn je mehr Mitarbeitende vom Alltäglichen befreit werden, desto innovativer können sie sein.»

Ein weiterer Vorteil, der Innovationen im Betrieb beflügeln kann, sei auch die Grösse der Betriebe in der Schweiz selbst, so Henning Schröder: «KMU sind viel flexibler gegenüber den Grossen, die eher behäbig und in Prozessen behaftet sind, was Innovationen hemmt. Daher werden in Konzernen die Entwicklungszentren auch gerne ausgegliedert.» Jonathan Herzog vom Formel 1-Team Sauber ergänzt: «Wir profitieren aktuell vom sogenannten Netflix-Effekt, der sehr viele junge, auch weibliche Mitarbeitende in die Formel 1 bringt. Wie wir unsere Fachkräfte finden, ist also dank dieser Anziehungskraft leicht, wie wir sie behalten schwieriger.» Damit spricht er in Zeiten des Fachkräftemangels etwas an, das viele Garagistinnen und Garagisten ebenfalls stark beschäftigt.

Der gelernte Lastwagenmechaniker Duga Hoti erläutert zu diesem Thema: «Wir haben in der Schweiz gute Voraussetzungen, um Firmen zu gründen. Gute Leute zu finden und halten, ist nicht ganz einfach, aber als Start-up haben wir die Chance, Leute an etwas arbeiten zu lassen, das für sie sinnvoll ist.» Zudem dürfe man natürlich bei einem Start-up die Investorensuche nie vergessen, und da habe man bei Flux Mobility AG mit Peter Spuhler natürlich sehr viel Glück gehabt.

Sein Verwaltungsrat Henning Schröder verrät zudem, dass sich der sehr positive Spirit von Duga Hoti aufs Team übertrage und er im positiven Sinne ein Pragmatiker sei, der sehr zielorientiert nach Lösungen suche. «Flux Mobility AG ist nicht mehr nur ein Start-up, sondern hat auch Kunden und muss inzwischen ein operatives Geschäft managen», das dürfe man nicht unterschätzen, so Schröder. Und der innovative Gründer und CEO des Winterthurer Unternehmens Hoti mahnt: «Wir sind momentan zu viel auf die einzelne Antriebsart fokussiert, dabei gibt es auch in der Fertigung riesige Innovation, etwa das Mega-Casting. Das wird nun vor allem von Tesla vorangetrieben. In der Fertigung, in der Entwicklung und auch der Geschwindigkeit der Entwicklung werden wir noch viele Innovationstrends sehen – die wir nicht verpassen sollten.»
 
Die ausführliche Berichterstattung zum «Tag der Schweizer Garagisten 2024» lesen Sie im AUTOINSIDE 2/2024.



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