KFZ-Gewerbe und Agenturvertrag - Chancen und Risiken

AGVS-Event: Rückblick

KFZ-Gewerbe und Agenturvertrag - Chancen und Risiken

CRC: Die Autobranche ist grossen Veränderungen unterworfen. Nach der Umstellung auf die Elektromobilität müssen sich die Garagisten nun auch auf das neue Vertriebssystem namens «Agenturmodell» einstellen.
 
Der Auto Gewerbe Verband Schweiz, Sektion Aargau, informierte seine Mitglieder an einer Infoveranstaltung am Dienstag, 24. Oktober 2023, in Lenzburg über Chancen und Risiken des neuen Vertriebssystems. Die grosse Teilnehmerzahl von über 70 Personen zeigte auf, dass dieses Thema für grosses Interesse sorgt.
 
Das bisherige Vertriebssystem mit einem Netz von unabhängigen Markenhändlern und -werkstätten soll durch Vertriebsagenten ersetzt werden. Dabei stellen sich für den Schweizer Wirtschaftsstandort zentrale Fragen: Wie wirkt sich das Agenturmodell auf die Wettbewerbsfähigkeit der Garagisten aus?
 
Ausreichende Agentur-Marge
Moderator Patrick Krauskopf, Präsident Stiftungsrat SKR, schilderte die Bemühungen der Stiftung SKR (Stiftung KMU für Rechts-Durchsetzung), die sich dafür einsetzt, dass das Kartellgesetz auf das neue Agenturmodell und die jeweiligen Verträge zwischen den Importeuren und den Garagisten angewendet wird. Zudem muss das neue Agenturmodell den Garagen gegenüber dem bisherigen Vertriebsmodell signifikante Verbesserungen bringen. Ein zentraler Punkt ist die Gewährleistung einer ausreichenden Agentur-Marge. Ausserdem müssen die einzelnen Leistungen ausgewiesen werden genauso wie die Sicherstellung der Verdienstmöglichkeiten des Agenten. Beim Agenturmodell stellen allfällige rückgängige Stückzahlen ein Risiko dar, welches zu tieferen Einnahmen führen könnte. Bevor es so weit ist, müssen die neuen Verträge von der WEKO genehmigt werden. Auf politischer Ebene wird dies durch die Motionen Pfister und Gugger vom National- und Ständerat verhandelt.

Importeure mit Lust auf mehr
Tobias Treyer, Rechtskonsulent des AGVS, wies darauf hin, dass der Agent weiterhin das Gesicht der Marke sein kann und eine gewisse Rentabilität hat. Zudem müssen die Autogaragen dem Importeur die Neuwagen nicht mehr abkaufen und das ganze finanzielle Risiko tragen. Dies setzt Kapital für neue unternehmerische Möglichkeiten frei. Doch nebst dem Neuwagengeschäft werden sich auch Einschränkungen bei den Lagerfahrzeugen ergeben und die Importeure wollen sich auch das Occasionsgeschäft aneignen.
 
Chancen und Risiken
Marco Emmenegger, Vorstandsmitglied AGVS Aargau und Geschäftsleiter/Inhaber der Felix Emmenegger AG, zeigte auf, was bei der Umstellung auf das Agenturmodell auf die Garagen zukommt: «Das neue Modell bietet Importeuren und Händlern zum Beispiel die Chance, die Digitalisierung gemeinsam voranzutreiben und das Marketing zu bündeln und möglicherweise besteht weiteres Einsparpotenzial bei den Kosten. Ein wichtiger Punkt ist ebenfalls, dass der Wettbewerb unter den gleichen Markenhändlern entfällt (Interbrand). Andrerseits gehen Unternehmertum, Herzblut und Flexibilität bei uns Garagisten verloren, da wir bloss noch der verlängerte Arm des Importeurs sind.» Dann stellte Marco Emmenegger fest, dass «unsere Aufgabe nur noch darin liegen wird, die Autos an die Kunden abzuliefern, wofür wir mit einer Marge entschädigt werden. Die gesamten Verkaufsprozesse zwischen den Garagen und den Kunden entfallen, da dies vom Importeur übernommen wird.» Dann fragte er: «Unklar ist auch, wie dies von den Kunden goutiert wird.» Zum Schluss wies Marco Emmenegger darauf hin, dass die Laufzeiten der Agenturverträge für grosse Ungewissheit sorgen wird, da sie zeitlich begrenzt sind, was es schwer macht, langfristig zu planen und zu investieren.

 
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