Der Garagist als Gewinner

Antriebsvielfalt durch Alternativen

Der Garagist als Gewinner

13. Februar 2023 agvs-upsa.ch – Die verschiedenen Antriebsarten haben den Alltag in der Werkstatt und die Ausbildung nachhaltig verändert. Das Berufsbild und die Reputation der Garagistinnen und Garagisten wurden dadurch positiv beeinflusst, wie die AGVS-Geschäftsleitungsmitglieder Markus Aegerter und Olivier Maeder einhellig finden.

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Während bei Elektrofahrzeugen gewisse Arbeiten wegfallen, kommen dafür neue Aufgaben hinzu – wie beispielsweise, Batterien zu reparieren. Foto: Mercedes-Benz
 
Grafik: AGVS-Medien; Quelle: Bundesamt für Statistik

srh.
Die Frage beim Autokauf lautet heute nicht einfach: Benzin oder Diesel, handgeschaltet oder mit Automatikgetriebe? Die Kundinnen und Kunden können aus mindestens sieben unterschiedlichen Antriebsarten wählen, sofern sie sich nicht an eine bestimmte Marke halten. Damit kommt dem Garagisten eine noch wichtigere Rolle als Berater und Mobilitätsdienstleister zu, wie Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleitung Bereich Branchenvertretung, betont. Die AGVS-Mitglieder könnten noch besser auf die Mobilitätsbedürfnisse der Kunden eingehen. «Wer in der Stadt oder Agglomeration lebt und deshalb ein kleineres Elektroauto bevorzugt, kann ebenso kompetent bedient werden wie eine im Aussendienst tätige Person, die entsprechend viel und deshalb am besten mit einem Diesel unterwegs ist», erklärt Aegerter.

Damit die Kompetenz in den Werkstätten vorhanden ist, braucht es die entsprechenden Aus- und Weiterbildungen. «Der AGVS ist aufgrund der Antriebsvielfalt natürlich gefordert», gibt Olivier Maeder, Mitglied der AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, zu. Schon vor rund zehn Jahren sei daher gemeinsam mit dem Fachverband Electrosuisse das Hochvolt-Modul entwickelt worden. «Dies tangiert inzwischen alle Bereiche von unseren Ausbildungen», so Maeder weiter. Der AGVS stehe im engen Austausch mit den Importeuren, um Entwicklungen möglichst früh antizipieren zu können. Dabei geht die Tendenz – getrieben auch von den politischen Entscheiden – Richtung Elektromobilität, doch die weiteren Antriebsarten dürfen nicht ignoriert werden. «Wir bieten Module für den Bereich Gas an, selbst wenn dieser noch relativ klein ist.» Der AGVS arbeitet diesbezüglich im Fachausschuss Gas mit verschiedenen Fachorganisationen zusammen.


Bevor die Module überhaupt in den Aus- und Weiterbildungen angeboten werden können, müssen die Ausbildner selbst ausgebildet werden. «Das Train-the-Trainer-Konzept war in den letzten Jahren sehr aktuell», sagt Maeder. Inzwischen sind die Module Hochvolt 1 und Hochvolt 2 fester Bestandteil der Grundbildung der vierjährigen Lehre zum Automobil-Mechatroniker (seit 2018) sowie der dreijährigen Ausbildung zum Automobil-Fachmann (seit 2022). Gerade letzteres wurde in fast rekordverdächtiger Zeit von anderthalb Jahren umgesetzt. «Dies bedurfte einer sehr intensiven Abstimmung mit allen Bildungspartnern, weil es in aller Regel einige Zeit beansprucht, um alle Bedürfnisse mit allen abzuklären», erklärt Maeder. Die Bildungspläne seien aber so aufgebaut, dass gewisse Änderungen ohne Revision vorgenommen werden könnten. «Wir müssen auch aufpassen, dass wir die Bildungspläne nicht im Jahresrhythmus ändern. Dies hätte einen negativen Einfluss auf unsere hohe Ausbildungsqualität», warnt er. Gleichzeitig mahnt Maeder, dass heute jeder in einer Werkstatt oder Garage die wichtigsten Massnahmen im Umgang mit einem Hochvolt-Fahrzeug bezüglich Arbeitssicherheit kennen muss.

Die neuen alternativen Antriebsformen beeinflussen indes nicht nur die Arbeit in der Werkstatt. Sie verändern auch die weiteren Berufsbilder im Autogewerbe. «Die Leute im Sales und Aftersales brauchen diese Kompetenzen ebenfalls, um beispielsweise im Kundendienst oder im Verkauf fachkundig zu beraten. Dabei geht es nicht nur um das Fahrzeug selbst, sondern beispielsweise um Ladeinfrastruktur», erklärt Maeder. Er ist überzeugt: «Die weiteren Antriebsarten neben Benziner und Diesel machen das Berufsbild attraktiver.» Markus Aegerter pflichtet ihm bei. Aus seiner Sicht hat die Antriebsvielfalt einen positiven Einfluss auf das Image des Garagisten: «Der Garagist verkauft mit diesen Fahrzeugen nicht nur Emotionen in Form von Fahrspass, sondern auch eine vernünftige, zeitgemässe Mobilität und damit Nachhaltigkeit.» Klar ist: Die Antriebsvielfalt fördert die Spezialisierung in der Werkstatt. Für Olivier Maeder ist dies jedoch keine neue Entwicklung. «Das gibt es in den Werkstätten schon länger. Sei es damals mit der Revision von Automatikgetrieben oder der Rolle des Diagnostikers», so der Bildungsexperte.


Jedoch habe sich der Beruf nicht nur wegen der Elektromobilität in den letzten Jahren verändert. «Das Berufsbild hat sich immer und laufend verändert, auch bezüglich Elektronik, Motormanagement- oder Fahrassistenzsystemen.» Auch Markus Aegerter stellt fest: «Das Werkstattgeschäft wird zunehmend vielfältiger und herausfordernder.» Er relativiert zudem, dass den Garagisten mit der zunehmenden Elektromobilität die Arbeit ausgehen könne: «Während bei Elektrofahrzeugen gewisse Arbeiten wegfallen, kommen dafür neue Aufgaben hinzu – wie zum Beispiel Batteriereparatur oder Dienstleistungen im Zusammenhang mit Ladestationen. Dazu fordern die zunehmend komplexer werdenden Assistenzsysteme die Garagisten, sich stetig weiterzubilden.» Hinzu kommt: 84 Prozent der 2022 neu zugelassenen Personenwagen hatten einen Verbrennungsmotor, und in der Gesamtflotte von rund 4,7 Millionen Personenwagen fahren über 91 Prozent nur mit Benzin oder Diesel.
 
Somit ist auch klar: Die Verbrennungsmotoren werden in der Aus- und Weiterbildung weiterhin eine zentrale Rolle einnehmen. «Wir überprüfen die Bildungsinhalte in regelmässigen Abständen, um immer à jour zu sein», erklärt Maeder. In der Weiterbildung zum Automobildiagnostiker und zum Automobil-Werkstattkoordinator wurde ein Modul alternative Antriebssysteme integriert. Markus Aegerter ist ebenfalls überzeugt, dass «unsere Mitglieder dank dem stets aktuellen Grund- und Weiterbildungsangebot sowie einer regelmässigen Berichterstattung immer auf dem neusten Wissensstand sind». Deshalb sei der Garagist der kompetente Ansprechpartner zu allen Fragen rund ums Auto – egal, mit welchem Antrieb. «Der Garagist als moderner Mobilitätsanbieter leistet mit diesen Fahrzeugen und seiner Beratungskompetenz einen wichtigen Beitrag an eine sauberere Umwelt», ist Aegerter überzeugt.
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