Kaum je gab es in der Schweiz für weniger Geld mehr Auto zu kaufen

Kaum je gab es in der Schweiz für weniger Geld mehr Auto zu kaufen

17. Juli 2015 agvs-upsa.ch - Obschon die Arbeitslosenquote steigt und das Bruttoinlandprodukt (BIP) nach drei Jahren beständigen Wachstums erstmals wieder negativ ausfiel, wurden in der Schweiz sowie im Fürstentum Liechtenstein im ersten Halbjahr 2015 so viele Autos immatrikuliert, wie kaum je zuvor.

Laut Eurotax geht der Juni 2015 gar als bester Verkaufsmonat seit 3 Jahren, als zweitbester Juni der vergangenen 10 Jahre sowie als viertbester Juni der zurückliegenden 25 Jahre in die Geschichte ein! Insgesamt wurden von Januar bis Juni des laufenden Jahres 161'798 (+11'893 PW, +7,9%) Neuwagen verkauft. Euro-Rabattaktionen sowie Listenpreissenkungen beflügelten indes nicht nur die Nachfrage in den Segmenten der (Oberen) Mittel- und Luxusklasse, sondern auch im preislich adjustierten Gebrauchtwagenhandel. Zur Jahresmitte drehte deshalb der zuletzt im Schatten boomender Neuimmatrikulationen stehende Occasionsmarkt mit 425'584 Handänderungen (+1'436 PW, +0,3%) – bei konstant bleibenden Standzeiten (94 Tage, +0,0%) – knapp ins Plus.

Rabattaktionen haben gewirkt
Was die quantitativen Verkaufszahlen betrifft, ist das erste Halbjahr 2015 für die Schweizer Automobilbranche äusserst erfolgreich verlaufen. Die im Nachgang zur überraschenden Aufhebung des Franken/Euro-Mindestkurses lancierten Rabattaktionen verfehlten ihre Wirkung offenbar nicht. Negativ anzumerken bleibt, dass die so erzielten Verkaufserlöse kaum mehr kostendeckend sind, was über kurz oder lang wirtschaftliche Konsequenzen haben dürfte. Lediglich Marken mit breiter Modellpalette, die dank des sinkenden Preisniveaus mehr höherklassige Fahrzeuge mit entsprechend etwas grösserer Marge verkaufen können, sind in der Lage, die historisch tiefen Erlöse etwas aufzubessern. Historisch ist die aktuelle Situation allerdings auch für Autokäufer: Kaum je gab es für weniger Geld mehr Auto zu kaufen!

Kaum Entspannung an der Preisfront
Für Urs Wernli, Zentralpräsident Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS), ist an der Preisfront kaum Entspannung in Sicht: «Die Volumenhersteller liefern sich einen erbitterten Preiskampf und dies vor allem bei den meistverkauften Modellen. Der AGVS ist über diese Entwicklung besorgt und befürchtet in der Folge schmerzhafte Veränderungen im Auto­gewerbe».

Französische Traditionsmarken melden sich zurück
Lange standen französische Volumenhersteller in der Schweiz sowie im Fürstentum Liechtenstein im Schatten ihrer deutschen und asiatischen Mitbewerber: Betrug der französische Anteil an den Top-10-Verkäufen im ersten Halbjahr 2014 lediglich 7,3%, so schnellte dieser innert Jahresfrist auf respektable 20,6% hoch! Peugeot (+18,2%) und Citroën (+17,4%) weisen denn auch massiv höhere Wachstumsraten auf, als die von ihnen aus der Top-10-Rangliste verdrängten Hyundai (-14,0%) und Toyota (-8,5%). Prozentual gar mit Abstand am stärksten zulegen vermochte Renault (+29,1%). Damit sind aktuell neun von zehn Markenvertreter der Verkaufs-Hitparade deutscher oder französischer Herkunft. Einzig Skoda (+13,6%) vermag sich in dieser Phalanx eindrücklich zu behaupten.

Deutsche Marken dominieren nach wie vor
Volumenmässig dominieren deutsche Markenhersteller weiterhin den hiesigen Neuwagen­markt, auch wenn ihr Anteil innerhalb der Top-10 im Vorjahresvergleich von 69,6% auf 68,1% sank. Zum einen ist dies auf das Erstarken der französischen Traditionsmarken zurückzuführen, zum anderen vermochten nicht alle Hersteller ihre Verkaufszahlen über die letzten 12 Monate im gleichen Ausmass zu steigern: Zumindest Mercedes-Benz (+22,0%) und BMW (+18,2%) wachsen im Gleichschritt mit ihren französischen Mitbewerbern, während sich Volkswagen (+8,0%), Audi (+7,4%) und Ford (+5,8%) prozentual auf deutlich tieferem Niveau bewegen. Trotz wachsendem Gesamtmarkt verkaufte einzig der Top-10-Vertreter Opel (-0,2%) erneut weniger Neuwagen. Es bleibt abzuwarten, ob die Rüssels­heimer Autobauer die ersehnte Trendwende mit neuen Modellen herbeiführen können.

Imposant ist die Zunahme der Immatrikulationen von alternativ angetriebenen Personen­wagen mit Hybrid-, Elektro-, Gas- oder E85-Motor: Im Vorjahresvergleich nahmen die betreffenden Immatrikulationen um 46,6% zu, womit ihr Marktanteil neu bei erfreulichen 4,2% liegt. Ein erneut starkes Wachstum weisen auch 4x4-Fahrzeuge (+9,6%) sowie Fahr­zeuge mit Dieselmotor auf (+10,5%). Ihr Marktanteil beträgt neu 38,5% respektive 37,6%!
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