Grenzeinkäufe (Herausforderungen und Massnahmen)

Grenzeinkäufe (Herausforderungen und Massnahmen)

Der Direktimport von Waren aus dem nahen Ausland hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Die Schweizer Detaillisten sind davon stark betroffen. Die Folge davon sind riesige Einbussen. Geschäfte mit Sitz in Grenznähe kämpfen ums Überleben. Auch die Autobranche bekommt diesen Trend zu spüren. Die Zahl der Autoimporte betrug im Jahr 2015 7% bzw. 24‘000 Fahrzeuge.

Von Martin Sollberger, Präsident AGVS Sektion Aargau

 
Viele Schweizer Garagisten kämpfen heute an allen Fronten, um ihre Zukunft langfristig zu sichern. Der Euro-Schock hat dazu geführt, dass die Autopreise massiv nach unten gerutscht sind. Dies freut die Kunden, doch die Margen der Händler sind dadurch noch weiter geschrumpft.

Der Direktimport fristet in der Schweiz definitiv kein Nischendasein. Waren es früher nur wenige Prozent der Neuimmatrikulationen, die abseits der offiziellen Markenhändler in die Schweiz kamen, sind es heute wesentlich mehr. Und dies, obwohl der Kauf eines Autos in der Schweiz günstiger geworden ist. In den letzten Jahren blieb die Zahl der importierten Fahrzeuge auf konstant hohem Niveau. Sie hat sich bei rund 24‘000 Stück pro Jahr eingependelt.

Auf dem Schweizer Markt haben sich viele zum Teil sehr grosse Direktimporteure etabliert. Sie machen ihr Geschäft mit dem Import von Autos aller bekannten Marken. Aber auch Einzelpersonen importieren ihre Fahrzeuge direkt und nehmen den Aufwand und die Nachteile eines Direktimports in Kauf.

Die offiziellen Markenvertreter, die dem AGVS (Auto Gewerbe Verband Schweiz) angeschlossen sind, müssen sich etwas einfallen lassen, um sich auf dem Markt weiterhin zu behaupten. Vor allem die grenznahen Betriebe – viele davon im Aargau ansässig – spüren einen harten Wind im Gesicht. Für sie ist nicht nur der Direktimport ein Problem, denn die Kunden nehmen auch für andere Leistungen den Weg ins Ausland auf sich. Sei es für Service/Wartung oder für Unterhaltsarbeiten oder für den Kauf von Ersatzteilen oder Pneus.

Bestehen kann ein Schweizer Garagist in Grenznähe nur, wenn er mit Freundlichkeit, Pünktlichkeit und Top-Kundendienst überzeugen kann. Auch Mehrleistungen, wie z.B. das Radhotel sowie bestens ausgebildete Mitarbeitende, die sich permanent weiterbilden, können dazu beitragen, die Kunden nicht zu verlieren. Zum Glück honoriert eine Mehrheit noch immer diese Qualitätsmerkmale.

Nebst seinen eigenen Stärken ist für einen Schweizer Garagisten auch die Rolle des Importeurs von zentraler Bedeutung. Die meisten Autos, die direkt in die Schweiz importiert werden, also nicht durch den offiziellen Importeur, verfügen nicht über die gleich gute Ausstattung wie Fahrzeuge, die durch den offiziellen Schweizer Importeur verkauft werden.
Dazu kommt, dass viele Schweizer Importeure grosszügige Garantieerweiterungen und Gratis-Serviceleistungen offerieren. Diese Leistungen tragen so wohlklingende Namen wie z.B. „Swiss Package“ oder „Swiss Edition“ usw. Wichtig zu wissen: Diese „Zückerchen“ haben absolut keine Gültigkeit für direkt importierte Fahrzeuge. Nur Kunden, die ihr Auto auf dem offiziellen Weg gekauft haben, kommen in den Genuss dieser exklusiven „Goodies“.

Die bessere Ausstattung sowie die Service- und Garantieerweiterungen sind bei einem Fahrzeugverkauf oder Eintausch zwei gewichtige Vorteile. Die Schnäppchenjagd im Ausland ist also nur auf den ersten Blick ein Vorteil.

Ein Markenvertreter darf sich übrigens nicht weigern, bei einem inoffiziell importierten Auto Servicearbeiten auf Garantie auszuführen. Allerdings kann der Kunde in einem solchen Fall natürlich selten bis nie auf Kulanz oder ein sonstiges Entgegenkommen hoffen. 
 
Feld für switchen des Galerietyps
Bildergalerie