Gotthard-Sanierung: Verladeprovisorien anstatt 2. Röhre - Ex-BLS Direktor warnt vor Fiasko

Gotthard-Sanierung: Verladeprovisorien anstatt 2. Röhre - Ex-BLS Direktor warnt vor Fiasko


15. Dezember 2015 agvs-upsa.ch - Als Direktor der BLS AG bis 2008 war Mathias Tromp verantwortlich für die Inbetriebnahme des Lötschberg-Basistunnels. Bis 2013 war er Verwaltungspräsident der RAlpin AG, die die «Rollende Autobahn» durch die Schweiz umsetzt. Der Bahnexperte warnt: Sollte der gesamte Verkehr während der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels auf die Bahn verladen werden, endet dies im Fiasko. Die Bahn könne das nicht bewältigen.

Der NEAT-Basistunnel habe weder die Kapazitäten noch sei er in der Bauweise darauf ausgerichtet, den Lastwagenverkehr durch den Gotthard während der Sanierung des Strassentunnels aufzunehmen, schreibt Tromp in einem Gastkommentar heute in der NZZ. Anders als beim Lötschberg oder auch dem Eurotunnel habe der neue NEAT-Basistunnel ein kleineres Profil. Lastwagen und Cars könnten nur mit erheblichen Sicherheitsrisiken in der neuen NEAT-Röhre transportiert werden. «Selbst bei einer reduzierten durchschnittlichen Nachfrage von nur rund 2500 Lastwagen pro Tag wären rund 80 bis 100 Rola-Züge zusätzlich zum aktuellen Verkehr anzubieten – ein unmögliches und widersinniges Ziel», so Tromp.

Unmöglich, weil die zwei bis drei Trassen je Stunde und Richtung fehlen, widersinnig, weil die Verkehrsverlagerung mit langen und schweren Güterzügen und nicht durch eine unzweckmässige Übergangslösung auf einer kurzen Strecke mit dem vorübergehenden Transport von Lastwagen erfolgen könne. «Der Gotthard-Basistunnel ist nicht für eine kurze Rollende Landstrasse (Rola) mit einfachem «Roll-in/Roll-out»-System vorbereitet», hält Tromp unmissverständlich fest.

Auch beim Personenverkehr funktioniert der vorgesehene Plan für einen Autoverlad zwischen Göschenen und Airolo gemäss Tromp bestenfalls auf dem Papier. Gerade wenn man die Kapazitäten und den Zeitbedarf des Autoverlades am Lötschberg als Vergleich herbeiziehe, könne das von den Tunnelgegnern geforderte System nicht aufgehen: «Bei der kleinsten Störung würde das System kollabieren und die Züge kämen im Tunnel zum Stehen», schreibt Tromp in der NZZ.

Das überparteiliche Komitee «Gotthard Tunnel sicher Ja» sieht sich durch die klaren Aussagen des Bahnexperten in seiner Argumentation bestätigt. Zum Bau einer zweiten Tunnelröhre gibt es keine funktionierende Alternative. Mit einer zweiten Röhre kann der alte Strassentunnel ohne jahrelange Sperrung und ohne Verkehrschaos saniert werden. Die Sicherheit wird erhöht und die NEAT kann ihre volle Kraft für die Verlagerung des transnationalen Güterverkehrs auf die Schiene entfalten.

 

Feld für switchen des Galerietyps
Bildergalerie