Formula Student: In der Poleposition

Formula Student

Formula Student: In der Poleposition

16. August 2017 autoberufe.ch - Nach einem technischen Defekt und dem Verlust einer guten Platzierung im Hockenheim-Rennen vor Jahresfrist wartete das Zürcher E-Motorsportteam dieses Wochenende auf derselben Strecke mit dem zweiten Rang auf. Eine Platzierung, die kurz vor Rennbeginn fernab der Erwartungen lag.
  

Das Formula-Student-Team des Akademischen Motorsportvereins (AMZ) der ETH Zürich bei der Siegerehrung.
 
tki. Mit dem von Grund auf neu entwickelten E-Racer «Pilatus» scheint sich für das Formula-Student-Team des Akademischen Motorsportvereins (AMZ) der ETH Zürich und Hochschule Luzern nun auch der Rennsaison-Erfolg einzustellen. Das Hockenheim-Rennen mit 34 startenden Teams von letztem Wochenende war denn auch das Highlight der Weltmeisterschaften der elektrischen Rennserie.

«Nur das Greenteam der Universität Stuttgart konnte Punkte auf uns gutmachen», so der sichtlich stolze AMZ-CEO Leiv Andresen. Stolz, weil es den Maschinenbaustudenten gelungen ist, sich vom verpatzten Saisonauftakt zurückzukämpfen – und vor allem, die kurz vor Rennstart am Hockenheimring auftretenden technischen Probleme in den Griff zu bekommen.
 
Führerloses Cart an Spitze
Die im Technopark in Zürich West domizilierten Maschinenbaustudenten fuhren am Hockenheimring einen weiteren Erfolg ein. In der seit dieser Saison neuen Kategorie «Driverless Vehicles» haben sie die Konkurrenz mit «Flüela Driverless» ebenfalls auf die Plätze verwiesen. So führt die 17-köpfige Mannschaft, die um ETH-Masterstudierenden der Robotik ergänzt wurde, die Weltmeisterschaften derzeit mit deutlichem Vorsprung vor Karlsruhe an.
 
Bordcomputer ersetzt Fahrer
Eine Vielzahl von Sensoren, deren Daten durch aufwendige Algorithmen zu einer Gesamtwahrnehmung des Fahrzeugs verschmolzen werden, geben Flüela Driverless die Fähigkeit, die Umgebung wahrzunehmen. «Der Bordcomputer errechnet daraus den optimalen Pfad durch die mit Strassenkegeln markierte Strecke und gibt diese Befehle anstelle eines Fahrers an Antrieb und Lenkung weiter», schildert Andresen den Grund, weshalb die ETH-Ingenieure mit der 200-PS-Karrosse die führenden Köpfe sind. Und dies ist Sinn der Sache, ist die Formula Student doch in erster Linie eine Engineering Design Competition, ein Ingenieurswettbewerb.
  

Beim Flüela Driverless fährt der Bordcomputer.
 
«Es geht nicht nur darum, den schnellsten Rennwagen zu bauen, sondern genauso um den Lerneffekt und die Innovation», betont Leiv Andresen. Freude herrscht nach diesem Rennwochenende demnach vor allem über die Auszeichnungen in der Sparte «Engineering Design» – sowohl für «Pilatus» als auch für «Flüela Driverless».
In Sachen Kostenanalyse wählte die Jury das fahrerlose ETH-Renncart ebenfalls an die Spitze. «Das ist für uns von grosser Bedeutung, denn es unterstreicht das tiefe Verständnis für die beim Bau eines Rennwagens entstehenden Kosten», so Andresen. Wissen, das für die spätere Arbeit in der Industrie zum Karrieresprungbrett werden kann (siehe Box).
 
Vollgas in Spanien
Mit 85 Punkten Rückstand in der Gesamtwertung der laufenden Saison können die angehenden Ingenieure der ETH Zürich und Hochschule Luzern der bestplatzierten Universität Stuttgart immernoch brandgefährlich werden. Dennoch: Der 179 Kilogramm leichte «Pilatus», der in 1,9 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigt, soll bereits vom 23. bis 27. August am Circuit de Barcelona-Catalunya auf Erfolgskurs bleiben. Die Zürcher und Luzerner Studenten streben erneut eine Spitzenplatzierung an.
  
Nachwuchs gefragt: Gewinnerteam im Umbruch
tki. Das Zürcher Team weibelt mittlerweile auch um Nachwuchs. Sowohl in den Bachelor- und Masterstudiengängen Maschinenbau als auch in jenen der Elektrotechnik schreibt das Formula-Student-Team benotete schriftliche Studienleistungen und Forschungsprojekte aus. «Hinsichtlich des Nachwuchses sieht es für unser Team aktuell sehr gut aus», zeigt sich AMZ-CEO Leiv Andresen mit der Vorbereitung für die nächste Saison zufrieden. Trotz des Grundsatzes, ein Gewinnerteam niemals zu verändern, wird nach einer neuen Teamleitung gesucht. «Denn sowohl das Kernteam wie auch die Projektleitung wird jedes Jahr komplett ausgetauscht, um dem Zweck des Projekts, dem Lerneffekt, maximal gerecht zu werden.» Für das fahrerlose Projekt stellt sich der AMZ im Herbst neu auf.
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