«Erster Ansprechpartner in der aktuellen Verunsicherung ist: der Garagist»

«Erster Ansprechpartner in der aktuellen Verunsicherung ist: der Garagist»

1. Dezember 2015 agvs-upsa.ch - Die Verunsicherung rund um die Abgas-Thematik ist gross. Zunehmend sind auch nicht offizielle Marken-Betriebe mit Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern konfrontiert. AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli plädiert dafür, die Relationen zu wahren – und glaubt, dass die Autobranche gestärkt aus der aktuellen Thematik heraus gehen wird.


 

Herr Wernli, können Sie abschätzen, wie oft Sie in den vergangenen Wochen auf die Abgas-Thematik angesprochen wurden?
Urs Wernli: Praktisch täglich.

Was pflegen Sie da jeweils zu sagen?
Dass ich beeindruckt bin vom Ausmass, das dieses Thema seit seinem Ausbruch angenommen hat. Es ist wichtig, dass der AGVS inmitten dieses medialen Sturms die Relationen wahrt: Es wurde getrickst, das steht ausser Frage, das kann man moralisch verurteilen, aber es bestand zu keinem Zeitpunkt eine sicherheitsrelevante Gefahr für die betroffenen Fahrzeugbesitzer.

Wie stark verfolgen Sie persönlich das Thema in den Medien?
Es gehört zu meinen Aufgaben, meinen Medienkonsum so auszurichten, dass ich nichts Relevantes verpasse, was unsere Mitglieder interessiert. Dazu gehört natürlich auch, was mir aus den Regionen und damit aus den Sektionen zugetragen wird. Daher glaube ich schon, dass ich im Bild und up to date bin, natürlich auch, was das die Abgas-Thematik betrifft.

Der AGVS hat sich bisher nicht offiziell zum Thema geäussert. Warum?
Das stimmt so nicht. Wir haben intern unsere Haltung kommuniziert. Als Verband sind wir aber angehalten, uns neutral und im Interesse unserer Mitglieder und deren Kunden zu verhalten. Grundsätzlich ist es das Thema eines betroffenen Importeurs, also der AMAG, und es obliegt daher ihr, Stellung zu beziehen und zu informieren.

Inzwischen sind auch nicht offizielle Marken-Betriebe mit Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern mit der momentanen Verunsicherung konfrontiert. Das Thema greift zunehmend auf das gesamte Autogewerbe über…
Das war relativ schnell unsere Befürchtung. Aber dagegen liesse sich wohl selbst mit einer offensiven Kommunikation wenig tun.

Offensichtlich scheint ein Teil der Automobilistinnen und Automobilisten Zweifel am Dieselmotor zu entwickeln…
Als erste Reaktion war das absehbar, aber auch das schiesst übers Ziel hinaus. Dieselmotoren sind aufgrund ihres besseren Wirkungsgrades sparsamer als vergleichbare Benzinmotoren und tragen damit zu weniger CO2-Emissionen bei. Sie sind bei korrekt konzipierter und einwandfrei arbeitender Motorregelung sehr sauber. Ich plädiere auch hier dafür, die Relationen zu wahren.

Wie können die Garagisten ihren verunsicherten Kunden helfen?
Für Automobilistinnen und Automobilisten ist der Garagist als Treuhänder ihrer Sicherheit auf der Strasse erster Ansprechpartner – auch und gerade in einer Situation wie dieser. Händler mit Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern sind seitens des Importeurs gebrieft und wissen, was Sie Ihren Kunden sagen können. Für Garagisten und Händler ausserhalb dieses Kreises gilt: Hören Sie aufmerksam zu und nehmen Sie die Bedenken ernst. Rücken Sie aber die Relationen dort zurecht, wo aufgrund diffuser Ängste übertrieben wird. Es gibt auch aktuell keinen Anhaltspunkt, dass die Thematik zu Recht auf andere Hersteller übergreift. Und es gibt auch keinen Grund, am Dieselmotor zu zweifeln.

Und was können die Garagisten sonst noch tun?
Den AutoEnergieCheck anbieten. Unsere zusammen mit dem Bundesamt für Energie und dessen Programm EnergieSchweiz entwickelte, nachhaltige Dienstleistung, kommt hier sehr gut zum Einsatz. AEC-zertifizierte Garagenbetriebe können ihre Kunden darauf aufmerksam machen, dass sie mit dem AEC 20% Treibstoff und damit Geld sparen können – und erst noch etwas Gutes für die Umwelt tun, weil damit natürlich auch der CO2-Ausstoss im selben Mass absinkt.

Wie eng koordinieren Sie die aktuelle Situation mit Ihren Kollegen von auto-schweiz?
Da wir im selben Haus arbeiten, also in der Mobilcity, fällt der Kontakt entsprechend leicht. Wir tauschen uns aus, auch, um zu sehen, wo wir sie und wo sie uns unterstützen können. Wir sitzen im selben Boot, wir werden die aktuelle Herausforderung auch zusammen meistern.

Wie beurteilen Sie die bisher von VW kommunizierten Massnahmen zur Bewältigung der Krise?
Hier haben wir dieselbe Ausgangslage wie gegenüber der Amag: Es ist nicht am AGVS, die Kommunikation und die Handlungen zur Bewältigung der aktuellen Herausforderung zu beurteilen. Das sind Profis, die wissen, wie man das am besten löst. Uns bleibt, darauf zu achten, dass wir alles tun, um ihnen dabei zu helfen.

Wie stark schadet die aktuelle Thematik dem Image des Autogewerbes?
Nach der Aufhebung der Euro-Untergrenze ist das ein nächstes Thema, das vielen von uns an die Substanz geht und zunehmend unsere ganze Branche betrifft. Wir behalten das sehr genau im Auge, warnen momentan aber davor, das zu überbewerten. Kein einziger Garagist hat aktiv zur aktuellen Situation beigetragen, das wissen auch deren Kunden. Aber jeder einzelne Garagist versucht, sein Bestes zu tun, um verunsicherten Kunden weiter zu helfen. Damit leistet jeder Betrieb seinen Beitrag zur Bewältigung der Situation. Wir lösen das also gemeinsam.

Wie geht es Ihrer Ansicht nach weiter?
Ich bin leider kein Hellseher. Aber ich bin überzeugt, dass es VW gelingen wird, durch die jetzt aufgegleiste, äusserst kulante Art, die Situation zur Zufriedenheit aller Kunden zu bewältigen. Unser Gewerbe ist durch die teils dramatischen Folgen nach der Aufhebung der Euro-Untergrenze sehr gefordert und kämpft mit grossen Herausforderungen. Ich bin überzeugt, dass die betroffenen Mitglieder auch diese Situation überstehen. Am Schluss, da bin ich zuversichtlich, wird die Autobranche sogar gestärkt aus dieser Thematik hervorgehen.


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