Entwicklungen und Herausforderungen im Automarkt

Gewinner des Wettbewerbs

Entwicklungen und Herausforderungen im Automarkt

Von Martin Sollberger, Präsident AGVS (Auto Gewerbe Verband Schweiz) Sektion Aargau

Benzin, Diesel oder doch lieber eine der neueren Antriebstechnologien wie Hybrid, elektrisch, Erdgas oder Wasserstoff? Die Auswahl wird immer grösser. Deshalb lohnt es sich, mit dem Garagisten des Vertrauens die Vor- und Nachteile vor dem Kauf zu besprechen.

Kaum eine Branche ist zurzeit im gleichen Masse den Veränderungen ausgesetzt wie das Automobilgewerbe. Dies bedeutet für die Garagen, dass sie sich und ihre Mitarbeitenden fit machen müssen für die Zukunft. Auf den Punkt gebracht: Der Kunde findet im Internet jede Menge Angebote an Neuwagen und Occasionen. Aber er findet meistens nicht alle relevanten Angaben, die er für den Kauf des für ihn richtigen Autos benötigt. Nebst dem Preis, der Motorisierung oder dem Verbrauch gibt es einige wichtige Angaben, die der Interessent erst beim Gespräch mit einem AGVS-Garagisten erhält. Dabei wird der Garagist immer mehr zum Mobilitätsberater, der den Kunden betreffend Sicherheit, Wiederverkaufswert und Antriebstechnologien umfassend berät.

Gerade bei der Frage nach der passenden Antriebstechnologie ist der Garagist heute die erste Anlaufstelle für den Kunden. Weshalb ist das so? Entscheidend ist, wie das Auto genutzt wird. Wer hauptsächlich Kurzstrecken fährt, für den könnte ein Elektrofahrzeug die richtige Wahl sein. Wer regelmässig längere Distanzen zurücklegt, dürfte auch in Zukunft mit Benzin oder Diesel glücklich werden. Auch Erdgas könnte weiterhin eine saubere Alternative sein.

Gerade bei den Antriebstechnologien wie Elektro, Erdgas oder Wasserstoff stellt sich eine weitere entscheidende Frage: Ist die notwendige Infrastruktur zu Hause, in der Region oder am Arbeitsplatz verfügbar? Sind Tankstellen für Elektrofahrzeuge und Erdgas in nützlicher Reichweite? Zudem kennt der Garagist Elektrofirmen, die individuelle Installationen für Tiefgaragen oder Eigenheime anbieten. Oder man geht noch einen Schritt weiter und installiert Sonnenkollektoren auf dem Dach und produziert den Strom fürs Autofahren gleich selber.

Unter dem Titel „10/20“ hat „auto schweiz“ ein ehrgeiziges Branchenziel formuliert: Bis ins Jahr 2020 soll der Anteil an verkauften Neuwagen, im Bereich Elektrofahrzeugen oder Plug-in-Hybrid, in der Schweiz 10% pro Jahr betragen. Das Ziel ist ambitioniert, denn im Jahr 2017 betrug dieser Anteil erst 2,7%. Weshalb wurde dieses Ziel herausgegeben? Dies hat mit dem ab 2020 geltenden CO2-Grenzwert von 95 Gramm pro Kilometer zu tun. Nur mit der Erreichung dieses Zieles sowie Wachstum bei anderen alternativen Antrieben wie etwa Gas- oder Hybridautos wird es möglich sein, diesen Grenzwert zu erreichen.

Die Anzahl der angebotenen Elektrofahrzeuge nimmt laufend zu. Fast alle Automarken haben in den letzten Jahren massiv in die Entwicklung und Produktion investiert. Aber das alleine reicht nicht! Damit dieses ambitiöse Ziel erreicht werden kann, müssen die Elektrofahrzeuge günstiger werden und die Infrastruktur (Lade- und Tankstelleninfrastruktur) muss deutlich verbessert und ausgebaut werden. Zudem müssen die Hersteller die Reichweite der mit Strom betriebenen Autos massiv erhöhen, um die Attraktivität zu steigern.

Bei allen Vorteilen der Elektrofahrzeuge bleibt ein Problem: Der Kunde ist abhängig von den Stromlieferanten. Diese Abhängigkeit ist für den Autofahrer nichts Neues: Das kennt er bereits vom Benzinpreis her. Durch den Bau einer eigenen, aber kostenintensiven Infrastruktur in seinem Eigenheim kann er den Strom für sein Elektrofahrzeug selber produzieren und dadurch unabhängiger vom Stromlieferanten werden.
 
Direktimport nicht sinnvoll
Die Fahrzeuge, die von den offiziellen Markenimporteuren in der Schweiz verkauft werden, verfügen über äusserst vorteilhafte Ausstattungsvarianten und Werksgarantien. Diese können vom Endkunden meistens nicht im Internet recherchiert werden. Wer sein Auto via Parallelimport kauft, muss Einschränkungen bei Garantieleistungen und Ausstattungen in Kauf nehmen. Die Gründe dafür sind, dass die Schweizer Kunden in der Regel Fahrzeuge mit einem höheren Ausstattungsstandard kaufen als Kunden im Ausland. Für Fahrzeuge, die auf dem offiziellen Weg gekauft werden, ist dieser Mehrwert bereits im Preis enthalten. Unter dem Strich lohnt sich der Kauf beim lizenzierten Markenvertreter also auf jeden Fall.
 
Höchste Priorität bei der Aus- und Weiterbildung
Die neuen Antriebstechnologien haben direkte Auswirkungen vom Verkauf bis in die Werkstatt. Die Verkaufsberater an der Front müssen sämtliche Vor- und Nachteile aller Antriebsarten kennen, damit sie die Kunden umfassend beraten können. Durch den Besuch von Weiterbildungskursen beim Importeur holen sich die Kundenberater des Verkaufs und der Annahme das notwendige Rüstzeug.

Neue Antriebstechnologien haben auch neue Service- und Unterhaltsarbeiten zur Folge. Ein Mechaniker der „alten Schule“ muss sich zwingend weiterbilden, damit er an Elektrofahrzeugen arbeiten darf. Zudem hat der Beruf des Automobildiagnostikers an grosser Bedeutung gewonnen, da ohne Elektronik bei den Fahrzeugen der heutigen Generation rein gar nichts geht.

Auch der Bereich „Fahrzeugablieferung“ ist heute mit viel technischem Know-how verbunden. Die Kunden benötigen genaue Informationen, wie die elektrischen Assistenz-, Info- und Entertainmentsysteme genau funktionieren. Die Mitarbeiter, welche die Ablieferungen vornehmen, müssen auf diesem Gebiet äusserst bewandert sein.

Der AGVS bietet seinen Mitgliedern in den erwähnten Bereichen top aktuelle Aus- und Weiterbildungskurse an und übernimmt dabei eine wichtige Aufgabe. Er stellt zudem Werbematerial zur Verfügung, um die Berufe der Autobranche bekannt zu machen. Die Garagen benötigen jetzt und in Zukunft bestens ausgebildete Fachkräfte, um die wachsende Nachfrage im Bereich der individuellen Mobilität stillen zu können.
 
Verkaufskanäle
Um sich gegenüber den Mitbewerbern auf dem Markt zu behaupten, müssen die Garagenbetriebe heute neue und innovative Wege gehen. Ein moderner Showroom alleine reicht nicht mehr aus. Der Kunde muss anders angesprochen werden als früher. Events – im eigenen Betrieb oder an Mehrmarkenausstellungen – sind eine Notwendigkeit, um mit potenziellen Kunden ins Gespräch zu kommen. Die Käufer kommen heute nicht nur aus der Umgebung, sondern dank Internetplattformen aus der ganzen Schweiz. Für den Garagisten bedeutet dies, dass er den Markt genau beobachten muss und seinen Wagenpark auf dem Internet abbilden muss, um von den Vorteilen des Internets profitieren zu können. Mögliche Szenarien für die Zukunft sind auch virtuelle Rundgänge durch den Showroom mit der Möglichkeit, ins Auto seiner Wahl einzusteigen und das Wunschauto direkt zu konfigurieren. Dies ganz einfach deshalb, weil viele Marken so viele Modelle anbieten, dass ein Händler gar nicht alle in seinem Showroom präsentieren kann.


Martin Sollberger, Präsident AGVS (Auto Gewerbe Verband Schweiz), Sektion Aargau

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