Dudenhöffer: «2016 werden weltweit so viele Autos verkauft, wie noch nie»

Dudenhöffer: «2016 werden weltweit so viele Autos verkauft, wie noch nie»

31. Dezember 2015 agvs-upsa.ch – 2015 war ein turbulentes Autojahr. Und wie wird 2016? Das wollten wir vom renommierten Automobilexperten Professor Ferdinand Dudenhöffer wissen.

Wird 2016 ein gutes Autojahr?
Wenn man die Verkaufszahlen als Massstab nimmt, dann ja. 2016 wird die Autoindustrie weltweit einen neuen Verkaufsrekord erzielen. Wir gehen von 78 Millionen verkauften PW aus. Das wäre ein Plus von 2,7 Prozent. Ein Hauptgrund ist das weltweite Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent. Zusätzlich bleibt der Treibstoff preisgünstig. Damit können die Absatzschwächen in Russland und Südamerika überbrückt werden. Wachstumstreiber bleiben China, Nordamerika, Süd-Europa.
 
Wie werden sich die Verkaufszahlen in Europa entwickeln?
In EU und EFTA gehen wir von einem weiteren Wachstum - wenn auch abgeschwächt - aus. So werden in dieser Marktregion 2016 nach unserer Einschätzung 14,3 Millionen PW-Neuwagen neu zugelassen. Das wäre ein Plus von knapp 3 Prozent. Dabei hat Europa immer noch Luft nach oben, denn Süd-Europa ist zwar auf dem Erholungsweg, aber immer doch deutlich hinter seinen Verkäufen aus den Jahren vor der Euro-Krise. Zum Vergleich: 2005 wurden in EU und EFTA zusammen 15,6 Millionen neue PW verkauft.
 
Was wird der automobile Trend 2016?
SUV, SUV, SUV. Daran kommt kein Markt und kein Hersteller mehr vorbei. So werden 2016 erstmals in der Geschichte SUV von Alfa Romeo, Jaguar, Seat und Tesla in den Markt gehen. Insgesamt stellen die Autobauer mehr als 21 neue SUV-Modelle bzw. Erneuerungen vor.

Wie wird es in der VW-Dieselthematik weiter gehen?
In Europa hat VW nach meiner Einschätzung das gröbste hinter sich. Die Software-Updates sollten vielleicht schon in neun Monaten umgesetzt sein. Das geht relativ schnell in den Werkstätten. Die Kosten bleiben für VW in Europa deutlich niedriger als von allen erwartet. Viel mehr als eine Milliarde Euro wird das den Konzern in Europa wohl nicht kosten.
In USA bleibt es schwierig und bisher sehr schwer einschätzbar. Aber mit der Verpflichtung des Staranwalts Kenneth Feinberg hat VW zum Jahresende hier einen wichtigen Schritt machen können. Mit Feinberg kann es gelingen, den Schaden zu „begrenzen“. Aber ob das nun 5 oder 10 Milliarden oder gar mehr werden kann niemand sagen. Klar ist jedoch – der Konzern wird davon nicht aus der Bahn geworfen.

Wie werden sich deswegen die Diesel-Verkaufszahlen entwickeln?
Für Diesel wird es nach 2016 in Europa immer schwerer. Die «Real Driving Emissions» – also 2,1-mal mehr als der Laborwert als Obergrenze - ist bei vielen Herstellern heute trotz Euro 6 sehr weit weg. Da bleiben viele Hausaufgaben und hohe Investitionen. Nach 2017 fährt der Diesel in Europa im Rückwärtsgang.

Wird die CO2-Manipulation von VW einen Einfluss auf die künftige CO2-Regulierung haben?
Ja. Die Kontrollen werden nicht mehr so lasch sein. Die EU-Kommission wird reagieren. Die Umstellung auf «Real Driving Emissions» ist nur eine Frage der Zeit. Da hilft der Umstieg auf den neuen Verbrauchszyklus WLTP nicht wirklich.
 
Aus Sicht der Garagisten und Autohändler: Was wird sie 2016 am meisten beschäftigen?
Die Konjunktur und in der Schweiz der Frankenkurs. Wenn das einigermassen verdaut wird, sollte es im Markt keine grossen Verwerfungen geben. In Deutschland werden die Internetvermittler und die Rabatte den Autohändlern das Leben weiterhin schwer machen. Die Branche braucht eine Lösung, um mit dem Internet und dem e-commerce umzugehen. Nur in Steine und Grundstücke -wie in den letzten 100 Jahren - zu investieren, könnte zum Problem werden. Wer da nicht langsam die Weichen stellt, baut sein Haus auf Sand.
 
Was geben Sie ihnen für einen Ratschlag?
Der Autohändler soll sich verstärkt mit e-commerce beschäftigen. Am besten am Beispiel von China, dort kann er lernen, wie sich die Vertriebswelt verändert hat

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