«Die Zukunft gehört der Strasse»

«Die Zukunft gehört der Strasse»

12. Februar 2016 agvs-upsa.ch – Die Weltwoche hat einen interessanten Gastartikel des bekannten Schweizer Wirtschaftsprofessors Reiner Eichenberger veröffentlicht. Der Wissenschaftler sagt zum Beispiel, dass die heutigen Schienen die Strassen der Zukunft sind.

Im Weltwoche-Artikel macht Professor Reiner Eichenberger darauf aufmerksam, dass in den Diskussionen zum Gotthard-Tunnel und zum Ausbau der Schieneninfrastruktur völlig ignoriert werde, dass sich das Verkehrsverhalten ab etwa 2030 grundlegend verändern werde. Denn die Vor- und Nachteile des öffentlichen Verkehrs (ÖV) auf der Schiene und des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auf der Strasse entwickelten sich unterschiedlich.

So würden ÖV und MIV heute mit je rund acht bis zehn Milliarden Franken jährlich subventioniert. Weil aber der ÖV nur einen Bruchteil der Transportleistung des MIV erbringe, betrügen seine gesellschaftlichen Kosten pro Personenkilometer ein Vielfaches des MIV. Diese Zahlen würden sich in Zukunft weiter zugunsten des MIV entwickeln, so Eichenberger.

Seine These belegt der Professor unter anderem damit, dass der Anteil an Elektrostrassenfahrzeugen zunehmen werde und sich die Ökobilanz zwischen ÖV und MIV weiter annähern werde. Ausserdem würden moderne private Strassenfahrzeuge die Umwelt weniger belasten als die vielen schlechtausgelasteten öffentlichen Transportmittel.

Ein weiterer Grund sei, dass bis 2030 und erst recht bis 2040 viele Fahrzeuge ganz oder teilweise autonom verkehren können. Damit könne der MIV seinen grössten Nachteil abstreifen – im MIV der Zukunft könne sich der Fahrer besser ausruhen und brauche seine Aufmerksamkeit nicht immer auf das Verkehrsgeschehen zu richten. Und weil die meisten Menschen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen wünschten, etwa von ihrer Wohnung zu ihrem Arbeitsplatz, und dafür per Bahn oft riesige Umwege über die Zentren gefahren werden müssten, sei der MIV hier klar im Vorteil. Der Schienenverkehr sei dann bestenfalls noch von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof vorteilhaft.

Für die absehbare Zukunft gelte laut Eichenberger also Folgendes: Die stark steigende Verkehrsnachfrage auf der Strasse – die zusätzlich durch das grosse Bevölkerungswachstum angeheizt werde – werde trotz der Kapazitätserhöhung dank autonomen Fahrzeugen und elektronischem Verkehrsmanagement zu einer Verknappung des Strassenraums führen. Die Lösung dafür hätten die SBB. Die heutigen Schienen seien die ideale Basis für die Strassen der autonom fahrenden Fahrzeuge von morgen. Die SBB werde bald nicht mehr nur Raum in ihren Bahnhöfen gewinnbringend vermieten, sondern auch ihre Schienentrassen und Tunnels bewirtschaften, in dem sie diese zu modernen Strassen umnutzten und gegen Entgelt dem neuen MIV zur Verfügung stellten. So würde die SBB zur Schweizerischen Strassen-Betreiberin.

Den gesamten Artikel von Professor Reiner Eichenberger lesen Sie in der aktuellen Weltwoche (Ausgabe vom 12. Februar 2016).

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