Mehr Reichweite durch Tieferlegung?

Fahrwerktuning für Elektroautos

Mehr Reichweite durch Tieferlegung?

22. April 2022 agvs-upsa.ch – Beim Tesla Model 3 wurde im Rahmen eines Tests durch den Einbau eines Gewindefahrwerks eine Reichweitensteigerung von sieben Prozent erreicht – was steckt dahinter? Peter Banz, Geschäftsführer bei KW Automotive (Schweiz) AG, kennt die Antworten.

Der Tesla-Test von 2019 im Video. Quelle: Youtube

mig. «Vor einigen Jahren hiess es bei vereinzelten Marken noch: ‹Am Elektroauto möglichst nichts umbauen!›», erinnert sich Peter Banz, Geschäftsführer bei KW Automotive (Schweiz)mit Sitz in Rotkreuz ZG. Die Sorge war, dass die Batterie bei einem tiefergelegten Fahrzeug den Boden streift und beschädigt wird. «Nun hat sich diese Haltung verändert, denn man kann auch bei einem Verbrenner darüber diskutieren, wie sicher ein beschädigter Tank ist.» Das meistverkaufte Nachrüstfahrwerk von KW Automotive ist das KW V3 respektive die KW Variante 3. Die Dämpfer unterscheiden sich von herkömmlichen Fahrwerksdämpfern dadurch, dass KW eine sogenannte Mehrventiltechnologie nutzt. Das Fahrwerk kann manuell in der Dämpfung individuell eingestellt werden.

Die Annahme: Je harmonischer ein Elektroauto gedämpft wird, umso mehr profitiert die Reichweite. Bei einem Test im Sommer 2019 wurde ein Tesla Model 3 mit dem KW-Gewindefahrwerk Variante 3 ausgerüstet und um 3,5 Zentimeter tiefergelegt. Das Ergebnis: 7 Prozent mehr Reichweite auf der Autobahn dank tiefergelegtem Fahrwerk und insgesamt geringerem Luftwiderstand. Die Reichweite wurde gegenüber dem Serienmodel von 320 Kilometer auf 341 Kilometer verbessert. Eine Steigerung von 21 Kilometern Reichweite pro Ladung. Das serienmässige Model 3 verbrauchte 227 Wh/km, und das tiefergelegte 217 Wh/km. «Solche Tests sind bei gleicher Fahrweise und bei gleicher technischer Ausstattung sinnvoll», sagt Peter Banz. Beide Teslas waren mit einer Geschwindigkeit von 150 km/h unterwegs, hatten einen Reifendruck von 3.0 bar und die Klimaanlage war auf 19 Grad eingestellt. Das Fahrverhalten des Tesla wurde auf «entspannt» gestellt und das Fahrerassistenzsystem «Autopilot» nur auf freier Strecke aktiviert. 

Zusammenfassend kann laut Peter Banz gesagt werden: «Wer sein Elektroauto tiefer legt, der fährt auf jeden Fall weiter. Wenn man sich noch sicherer sein möchte, dann müsste bei solchen Tests auch ein Notar dabei sein, der diese beglaubigt.» Der allerwichtigste Aspekt bei der Reichweitenthematik um Elektroautos seien allerdings die Fahrerinnen und Fahrer selbst. «Schöpfen sie die Rekuperation bei einem Elektroauto voll aus und fahren sie zusätzlich vernünftig und vorausschauend?» Dann lässt sich die Reichweite erhöhen und der Akku durch Bremsenergierückgewinnung stets wieder ein wenig aufladen. Auch dem Garagisten kann dieses Wissen im Gespräch mit der Kundschaft hilfreich sein. Peter Banz erklärt: «Wenn ich dank der Tieferlegung 20 Kilometer mehr Reichweite habe, dann schaffe ich es neu ohne Zwischenladung in die Bündner Bergen und wieder zurück.» 

Auch die Wochenzeitung «Die Zeit» hat Anfang dieses Jahres einen Test mit Tesla-Modellen veröffentlicht. Das Resultat: Durch die Absenkung des Fahrzeugs sinkt auch der Luftwiderstand und dies wirkt sich auf die Reichweite aus. Der Luftwiderstand gewinnt besonders auf der Autobahn an Relevanz. Bei der Stichprobe erzielte das Model 3 bei Richtgeschwindigkeit einen Stromverbrauch von 20,8 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Beim SUV-Model Y stieg der Stromverbrauch auf 25,2 Kilowattstunden an. Das um rund 19 Zentimeter höher gelegene Fahrzeug benötigte auf der gleichen Strecke demnach um die 20 Prozent mehr Leistung.
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