«Wenn wir es in zwei Jahren nicht schaffen, ist es vorbei»

Interview

«Wenn wir es in zwei Jahren nicht schaffen, ist es vorbei»

11. Oktober 2017 agvs-upsa.ch - Reiner Mangold ist Leiter nachhaltige Produktentwicklung bei Audi und kümmert sich um eine nachhaltige Zukunft, um CO2-neutrales Autofahren, um saubere Kraftstoffe, um geeignete Infrastrukturen. Die AGVS-Medien sprachen mit dem Audi-Manager über die Chancen der Gasmobilität.

sco. Herr Mangold, Hand aufs Herz: Welche Chancen räumen Sie der Gasmobilität in Deutschland und in der Schweiz ein?
Wenn wir es in den nächsten zwei Jahren nicht schaffen, dann ist es vorbei. Da bin ich ziemlich sicher. Wir müssen jetzt den Durchbruch schaffen. Wenn wir aber die Menschen von der Gasmobilität überzeugen können – in Verbindung mit synthetischen Kraftstoffen und mit dem grossen Vorteil im Bereich der Emissionen –, dann gebe ich dem Ganzen eine grosse Chance. Wenn die Menschen sich sagen: «Das ist eine Alternative zur Elektromobilität, ich kann das gleiche CO2-Niveau erreichen und habe trotzdem kurze Ladezeiten. Und ich muss erst noch 10 000 Euro oder Franken weniger für mein Fahrzeug bezahlen», dann haben wir es geschafft.

Können Sie diesen Durchbruch quantifizieren?
Das heisst, dass wir vom Volumen nicht mehr über 1 Prozent reden, sondern über 3, 5 oder 10 Prozent. Der Durchbruch wäre für mich, wenn wir 2025 zehn Prozent Gasanteil hätten. Das ist zu schaffen.

Sie werben mit ihrem Kraftstoff E-Fuel, synthetisch hergestelltem Methan. Wie wollen Sie die Tankstellenbetreiber dazu bewegen, Biogas anzubieten?
Für die Tankstellenbetreiber ändert sich nichts: Der Kunde fährt weiterhin zu Tankstelle und tankt sein fossiles Erdgas. Und im Hintergrund stellen wir als Audi sicher, dass die Menge, die der Kunde getankt hat, als E-Fuel ins Erdgasnetz eingespeist wird. Ich verdränge fossiles Erdgas, aber der Tankstellenbetreiber merkt nichts. Der hat die gleichen Einnahmen und Ausgaben.

Dieses Modell ist für Deutschland. Was plant Audi in der Schweiz?
Dieses Modell ist für ganz Europa. Wir kaufen europaweit Energie ein – pro Jahr 90 Gigawattstunden synthetisches Methan und Bio-Methan aus Abfall – und drücken diese ins europäische Netz. Wenn Sie in Deutschland jetzt einen Audi g-tron kaufen, dann sorgen wir dafür, dass sie drei Jahre lang E-Fuel tanken. In der Schweiz ist ein solches Modell in Planung.

Noch gibt es kein gasbetriebenes Fahrzeug mit 4x4. Wann bringt Audi einen g-tron Quattro auf den Markt?
Hoffentlich in zwei Jahren. Wenn Hersteller und Händler gemeinsam für den Durchbruch der Gasmobilität kämpfen, dann schaffen wir das. Die Zeiten waren nie so gut – gerade mit der Diesel-Herausforderung, die allen bekannt ist. Und es gibt immer mehr Menschen, die sich Gedanken machen und etwas beitragen wollen. Deshalb hoffe ich, dass viele Autobesitzer den Wechsel auf Gas machen.

Die anderen deutschen Premiummarken sind deutlich zurückhaltender. Wieso ist ausgerechnet Audi hier ein Vorreiter?
Audi hat rechtzeitig erkannt, dass das Antriebskonzept wichtig ist, aber dass der Energieträger viel wichtiger ist. Mit dieser Erkenntnis hat Audi sehr früh Lösungen gesucht, wie sich synthetische Kraftstoffe am einfachsten und effizientesten herstellen lassen. Und da ist CH4, also Methan, das einfachste Molekül und lässt sich entsprechend einfach herstellen. Deshalb haben wir uns für den g-tron entschieden.

Lesen Sie eine grosse Reportage aus dem Audi-Werk in Ingolstadt im AUTOINSIDE 10/17.
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