Interview mit Joël Souchon, COO SAG-Gruppe «Zeit ist Geld – auch für unsere Kunden»

Interview mit Joël Souchon, COO SAG

Interview mit Joël Souchon, COO SAG-Gruppe «Zeit ist Geld – auch für unsere Kunden»

20. September 2016 agvs-upsa.ch - Das Thema Logistik wird für die Lieferanten von Auto- und Nutzfahrzeug-Ersatzteilen immer wichtiger: Schnellere Anlieferung von Teilen verkürzt die Zeit für die Reparatur. Für Joël Souchon, Chief Operating Officer der Swiss Automotive Group (SAG), ist es deshalb wichtig, dass seine Gruppe weiter daran arbeitet, noch schneller zu werden.

Die SAG-Gruppe hat erhebliche Mittel in den Ausbau des neuen Landeslagers investiert. Das zeigt, wie wichtig heute die Logistik ist…
Joël Souchon: Das ist richtig. Allerdings muss ich ergänzen, dass wir grundsätzlich Händler sind und nicht Logistiker. Wir verstehen uns als umfassender Dienstleister der Automotive Ersatzteilbranche. Aber die Logistik ist in unserer Branche zunehmend ein wettbewerbsentscheidendes Element.

Inwiefern?
Zeit ist Geld – auch für unsere Kunden, den Garagisten und andere Werkstatt-Betriebe. Er will kein Kundenfahrzeug auf dem Lift haben und auf Teile warten müssen. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich daran, die Zeit zwischen dem Eingang einer Bestellung und der Ablieferung beim Kunden weiter zu verkürzen, weil das wiederum die Reparaturzeit des Fahrzeugs verkürzt. Das dient den Kunden des Garagisten und damit dem Garagisten selber.

Welche Bedeutung kommt dabei dem jetzt in Betrieb genommene neue Zentrallager zu?
Eine grosse, denn es führt letztlich auch dazu, dass unsere Teile noch schneller beim Kunden sind. Anderseits müssen wir das relativieren – das Zentrallager ist nur eines von aktuell 18 Projekten im Rahmen der weiteren Optimierung und Ausbau von unseren Dienstleistungen in der Schweiz. Aber dasjenige hier in Niederbipp ist sicher das Grösste und Komplexeste, weil wir hier einen grossen Teil unseres Lagers mit Robotern vollautomatisch bewirtschaften.

Abgeschlossen ist das Projekt aber noch nicht…
Wir arbeiten im Moment in drei Schichten praktisch rund um die Uhr an der fertigen Einrichtung. Gleichzeitig wird aber auch schon ausgeliefert. Uns ist bewusst, dass das für unser Personal eine enorme Herausforderung ist. Aber unsere Mitarbeitenden bewältigen diese Doppelbelastung mit einem unglaublichen Einsatz und mit Bravour. Dafür bin ich sehr dankbar.

Die Eröffnung der neuen Filiale Niederbipp und des neuen Landeslagers feiern Sie nicht nur mit über 1000 Gästen, sondern gleichzeitig auch mit einer Aussteller-Messe, zu der Sie zahlreiche Lieferanten eingeladen haben. Ein neues Konzept?
Neu ist es nicht – in Deutschland gibt es das schon einige Zeit. Für uns war diese «regionale Hausmesse», wie wir sie nennen, dieses Jahr eine Art Hauptprobe. Falls das klappt, möchten wir das nächste Jahr mit einer nationalen Hausmesse einen Massstab setzen.

Das ist aber nicht als Alternative zur jährlichen Ausstellung in Halle 7 am Auto-Salon in Genf gedacht…?
Nein, das ist es nicht. Genf ist und bleibt für uns ein sehr wichtiger Termin im Kalender. Nur geht es dort in erster Linie um den persönlichen Kontakt mit unseren Kunden, während es bei unserer Hausmesse um unsere Produkte geht. Und weil die beiden Termine zeitlich auseinander liegen, ergänzt sich das sehr gut.

Apropos Messe – Sie kommen eben von der Automechanika in Frankfurt. Mit welchen Eindrücken?
Es ist unglaublich, wie rasch sich auch unsere Branche zu wandeln beginnt und welchen Einfluss die Digitalisierung auch hier bereits hat. Zusammen mit meinen Kollegen habe ich mich in Frankfurt über aktuelle Entwicklungen auch in den Bereichen Technologie und Ökologie informiert. Für uns geht es darum, Geschäftsmöglichkeiten möglichst früh zu erkennen und entsprechend reagieren zu können – nicht nur für uns selber, sondern auch für unsere Kunden, die Garagisten. Denn nur wenn sie ein Geschäft machen, machen auch wir eines. Insofern denken wir immer auch für sie mit, wenn wir an unsere Zukunft denken.

Sie haben die technologische Entwicklung angesprochen: Wenn man sich vor Augen führt, dass in einem Tesla 80% weniger Teile verbaut sind als in einem herkömmlichen Wagen, dann klingt das für Sie als Teilehändler nicht wahnsinnig optimistisch…
Auf den ersten Blick gebe ich Ihnen Recht. Es gab in der Entwicklung des Autos immer wieder Momente, da glaubte man an das Aus ganzer Branchen. Das ist in dieser Dimension aber nie eingetreten. Die Erfahrung hat uns deshalb gelehrt, dass es für flexible und innovative Firmen immer einen Weg gibt, im Geschäft zu bleiben.

Sie sprechen das Thema «Mobilitätsdienstleister» an…
Die Zukunft der Branche geht tatsächlich in die Richtung, dass das Thema Auto als Mobilitätsangebot in einem umfassenderen Sinn verstanden wird. Wir von der SAG-Group denken schon seit einiger Zeit darüber nach, was das für unsere Kunden und damit für uns selber heisst. Wir haben dazu intern eine ganze Reihe von Projekten lanciert, auf die ich aktuell aber noch nicht substanziell eingehen möchte, weil wir erst über Eier sprechen, wenn wir sie gelegt haben.

Den Artikel über die Eröffnung des neuen Zentrallagers lesen Sie in der nächsten Ausgabe von AUTOINSIDE, das anfangs Oktober erscheint.
 
Swiss Automotive Group
Die Swiss Automotive Group (SAG) vereint unter einem Dach die Firmen Technomag AG, Derendinger AG, die Derendinger Handels GmbH, Matik AG,Matik Handels GmbH, E. Klaus AG Fahrzeugtechnik, Normauto OE- Teile AG. Zum Familienkonzern gehören ebenfalls die bekannten Firmen HELLA Ersatzteilhandel GmbH sowie Wälchli+Bollier AG. Mit einem Sortiment von über 250‘000 Artikeln (an Lager) ist die SAG Marktleder für Pkw- und Nutzfahrzeug-Ersatzteile in der Schweiz, Österreich, Belgien und Slowenien.
Im neuen Zentrallager, lagern hunderttausende von Ersatzteilen, die unter anderem im AutoStore von 80 Robotern vollautomatisch bewirtschaftet werden. Von hier verlässt täglich alle zwei Stunden eine Tour das Lager, um Kunden so rasch als möglich mit Ersatzteilen zu versorgen.
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