Ein äusserst engagierter Garagist neu im Zentralvorstand

Ein äusserst engagierter Garagist neu im Zentralvorstand

11. Juni 2015 agvs-upsa.ch - Mit dem Tessiner Enrico Camenisch (59) wurde an der AGVS-Delegiertenversammlung in Conthey ein äusserst engagierter Garagist neu in den Zentralvorstand gewählt. Er ersetzt dort das langjährige Mitglied Gianfranco Christen und übernimmt dessen Dossier, den Berufsbildungsfonds.

Herr Camenisch, was hat Sie gereizt, in den AGVS-Zentralvorstand einzutreten?
Enrico Camenisch: Die Möglichkeit, mich noch besser für unser Gewerbe und alle Akteure des Garagengewerbes einsetzen zu können, gerade jetzt in einer für die Autobranche und die Mobilität so interessanten und wichtigen Phase. Und das erst noch zusammen mit einer tollen Equipe wie meinen neuen Kollegen im Zentralvorstand.

Diese Antwort steht symbolisch für das neue ZV-Mitglied: In der AGVS-Sektion Tessin bekleidet Camenisch seit Jahren verschiedenste Funktionen und hat die Sektion selber von 2002 bis 2008 präsidiert. Heute leitet er unter anderem die paritätische Kommission zu den Gesamtarbeitsverträgen des Autogewerbes im Kanton.

Wie sehen Sie die Zukunft des Garagisten?
Der einzelne Garagist ist heute konfrontiert mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen und Zwängen. Der Markt ist sehr wettbewerbsintensiv und entsprechend angespannt. Es stossen laufend neue Marktteilnehmer dazu, die Margen sinken kontinuierlich, gleichzeitig steigt die Investitionstätigkeit. Kontinuierlich steigen auch die Anforderungen an das Personal und damit an dessen Rekrutierung. Parallel dazu verändert sich die Mobilität wie wir sie bis heute kannten, mit Faktoren, die wir heute noch nicht abschätzen können. Das Auto und dessen Status wird sich ändern, keine Frage. Das alles stellt den einzelnen Garagisten vor ungeheure Herausforderungen, wenn er die Zukunft seines Betriebs sichern will. Das erfordert primär Innovation und damit das Erfinden von neuen Dienstleistungen, die den Kunden echten Mehrwert bieten.

Camenisch weiss, wovon er spricht. Selber leitet er den Familienbetrieb mit zwei Marken (Peugeot und Toyota) seit er ihn 1983 von seinem Vater übernommen hat. Der Betrieb selber existiert dieses Jahr seit exakt sechzig Jahren, genauso lange ist er schon Mitglied des AGVS. Verkauft werden im Schnitt 150 Neuwagen und 80 Occasionen. Angestellt bei der Garage Camenisch SA in Porza bei Lugano sind 10 Personen, darunter auch Camenischs Frau, die sich um die ganze Administration kümmert. Mit ihr hat Camenisch zwei schon längst erwachsene Kinder.
 
Gibt es bezogen auf die Branche im Tessin besondere Verhältnisse?
Unser Kanton ist in einer ganz besonderen Situation, Europa beginnt gleich nebenan. Der Druck, der von gebietsansässigen Arbeitnehmern aus Italien ausgeübt wird, um Arbeit im Tessin zu finden, ist enorm. Einer von drei Arbeitsplätzen ist bereits mit ausländischen Arbeitnehmern besetzt. Sie tragen mit Sicherheit dazu bei, dass die Tessiner Wirtschaft vorwärts kommt, aber auf der anderen Seite sind das natürlich keine Konsumenten.

Und damit kaufen sie auch keine Autos im Tessin…
Richtig. Die Preise für Fahrzeuge und deren Unterhalt sind in Italien ungleich tiefer als bei uns. Auf den Punkt gebracht: Wir sind gegenüber Italienern überhaupt nicht konkurrenzfähig.

Da nützten auch die Preissenkungen im Zuge der Aufhebung der Euro-Untergrenze nichts?
Wir estimieren die erheblichen Anstrengungen, die Schweizer Importeure gemacht haben, um die Preisunterschiede zu minimieren. Dadurch wurden die Zahl der Parallelimporte stabilisiert. Trotzdem registrieren wir nach wie vor eine signifikante Bedeutung von Direktimporten in unseren Kanton. Unsere Herausforderung als Schweizer Garagisten besteht darin, unserere Dienstleistungen auf dem gewohnt sehr hohen Qualitätsniveau zu behalten und gleichzeitig aber noch konkurrenzfähiger gegenüber den Italienern zu werden. Das geht zum einen nur über die Kosten und auf der anderen Seite über Festpreise, um die Werkstatt entsprechend auslasten zu können.

Als neues ZV-Mitglied wird Enrico Camenisch «zuerst einmal zuhören und lernen.» Und selbstverständlich wird er, wo er kann, seine Erfahrung miteinbringen. Zu seinen Zielen gehört auch, dass er «das Tessin näher an Bern bringt». Etwas weniger Zeit haben wird Camenisch dafür für sein Hobby, was insofern nicht schlimm sei, wie er sagt: Sein Beruf und die Welt des Autos seien seine liebsten Beschäftigungen.
 
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