Autos aus Deutschland sind gar nicht billiger

Autos aus Deutschland sind gar nicht billiger

8. Juni 2016 agvs-upsa.ch – In der aktuellen Ausgabe der «Automobil Revue» wird mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass direktimportierte Autos unter dem Strich günstiger sind als Autos, die beim Händler in der Schweiz gekauft werden.



Wer sparen will, kauft im grenznahen Ausland – spätestens durch die Aufhebung des Mindestkurses durch die Nationalbank im Januar 2015 wurde dieses Credo wieder befeuert. Die Schweizer Händler reagierten schliesslich mit erheblichen Euro-Rabatten und versprachen ihren Kunden zusätzliche Garantie- und Serviceleistungen. Rechnet man den Mehraufwand eines Autokaufs im Ausland hinzu, stellt sich die Frage: Ist der Neuwagen aus Deutschland unter dem Strich tatsächlich günstiger? Lohnt sich der Direktimport von Personenwagen wirklich?

Dieser Frage sind drei Studentengruppen der Universität St. Gallen unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Haake nachgegangen, der in der aktuellen Ausgabe der «Automobil Revue» die Ergebnisse präsentiert. Die angehenden Betriebswirte haben die ausstattungsbereinigten Listenpreise verschiedener Modelle – ein Wagen der C-Klasse von Mercedes-Benz sowie Fahrzeuge der 1er-, 7er- und der X-Reihe von BMW – im Premium-Segment in der Schweiz und in Deutschland verglichen. Um zu ermitteln, welche Rabatte gewährt werden, haben sie Offerten bei Händlern in beiden Ländern eingeholt. Allfällige Service- oder Garantieleistungen wurden der Vergleichbarkeit halber in Zahlen umgerechnet. Auf die Preise der Fahrzeuge aus Deutschland haben die Studenten noch Abschläge für die Einfuhr (Automobilsteuer, Zollabgaben) gerechnet und zudem die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze angewandt.

Obschon die studentischen Arbeiten mit Vorsicht zu geniessen sind: Sie zeigen alle in dieselbe Richtung. Die untersuchten Modelle weisen nach Berücksichtigung aller genannten Faktoren keine substanziell verschiedenen Preise mehr auf. Bei den meisten Modellen bewegen sich die Differenzen im kleinen, einstelligen Prozentbereich – nur gerade beim 7er BMW gab es je nach Berechnung einen Preisunterschied zwischen 4 und 12 Prozent. In wenigen Fällen war das Schweizer Angebot gar günstiger.

Der Direktimport, so die Konklusion von Klaus Haake, lohnt sich demnach eher nicht. Der Aufwand und die Kosten des Käufers, um die für den Import nötigen Informationen zu verschaffen und die grenzüberschreitende Transaktion abzuwickeln, sind im Preisvergleich noch nicht einmal berücksichtigt. Es ist überdies anzunehmen, dass die Preisunterschiede bei Fahrzeugen tieferer Segmente nicht stärker ins Gewicht fallen. Auch ist zu bedenken, dass ein direktimportiertes Fahrzeug einen tieferen Wiederverkaufswert hat. Dass man als tatsächlich billiger fährt, wenn man im grenznahen Ausland einkauft, darf bezweifelt werden.
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